Liquidität sichern: 19 Ansätze um die Corona-Krise zu meistern

Die Bundesregierung hat ein Corona-Schutzschild inkl. Milliarden-Hilfsprogramm erlassen. Darin enthalten sind einige Maßnahmen zur akuten Hilfe bei Arbeitsausfällen (Kurzarbeit) oder Einnahmeeinbußen (KfW-Kredite). Im letzten Blogbeitrag habe ich vorgestellt, wie Du als Unternehmer bei Arbeitsausfall Kurzarbeit beantragst. (Bitte beachtet beim Kurzarbeitergeld, dass Du 1 Monat in Vorleistung gehen musst, bevor Du das Geld zurück bekommst – wichtig für Dein Cash Flow.) Doch was ist mit der anderen Säule, wie kannst Du Liquidität sichern? Dieser Beitrag gibt Dir Anregungen, wie Du Dir und Deinem Unternehmen für die Krise um das Corona-Virus Liquidität sichern kannst.

Cash Flow im Blick und Liquidität sichern

Liquidität sichern

Für alle Unternehmen ist aktuell der Cash Flow und die einhergehende Liquidität kritisch, damit anfallende Kosten auch bei Einnahmeeinbruch weiter gezahlt werden können. Die Definition beider Begriffe findest Du in diesem Blogbeitrag.

Während die Liquidität sich auf einen bestimmten Zeitpunkt bezieht, ist der Cash Flow eine Stromgröße, die stets Veränderungen über einen Zeitraum misst.

SVEA – Cashflow ganz genau erklärt: Bedeutung, Berechnung, Verbesserung

In dem genannten Blogbeitrag findest Du auch Details, wie Du den Cash Flow berechnest. Ziel sollte es sein, zu jeder Zeit einen negative Cash Flow zu verhindern. Neben der von der Bundesregierung vorgesehenen Liquiditätshilfe, gibt es auch Maßnahmen, die Du selbst umsetzen kannst, um die Zukunft Deines Unternehmens zu sichern.

Cash Flow verbessern

Transparenz über den Cash Flow herstellen

Klingt logisch, denn erst wenn es eine Übersicht über die vorhandenen Ausgaben gibt, lassen sich diese vermeiden. Dazu bieten sich unterschiedliche Arten der Analysen an, wie z. B. der Ausgaben, der Preise oder der Lagerbestände, sowie Linearpreis-/Regressionsanalysen oder Kostentreiberanalyse, außerdem Benchmarking von Konditionen und Prozesskosten.

In Bezug auf die Corona-Situation sollten geplante Investitionen überprüft und ggf. verschoben werden, bis die mittel- und langfristigen Auswirkungen absehbarer sind.

Cash Flow verbessern

Kurzfristige Maßnahmen

Um jetzt akut Einfluss auf den Cash Flow und die Liquidität zu nehmen, solltest Du über diese Maßnahmen nachdenken und lieber früher als später umsetzen.

  1. Eingehende Rechnungen erst zum Zahlungsziel bezahlen und dafür einen entsprechenden Prozess aufsetzen
  2. Zahlungsziele verkürzen
  3. Kundeninformationen aktualisieren bevor eine Rechnung verschickt wird (siehe auch Punkt 14. Verbesserungen der Rechnungsstellung)
  4. Debitorenmanagement einführen (d. h. Zahlungsfähigkeit der Kunden zuerst sicherstellen, Rechnungen zügiger stellen, Mahnungen und andere erforderliche Schritte in kürzeren Abständen einleiten, dabei dennoch fair sein)
  5. Anzahlungen für Aufträge erhöhen, so dass weniger Auslagen entstehen
  6. Material nur nach Kundenbedarf einkaufen und Lagerhaltung vorhandener Bestände optimieren, auch mit dem Effekt, dass weniger ungedeckte Auslagen entstehen
  7. Produktion erst mit eingegangenem Kundenauftrag beginnen, um so keine Lohn- und Gehaltskosten auflaufen zulassen, die nicht auch schon bezahlt sind
  8. Angefangenen Arbeiten zügig abschließen und die Rechnung stellen
  9. Factoring (Ausstehende Rechnungen an den Kunden werden an eine außenstehende Instanz bzw. den Factor abgetreten. Dieser trägt das Ausfallrisiko und übernimmt meist auch das Debitorenmanagement.)
  10. Sale and Lease back (Bestehende oder erforderliche Maschinen oder Fahrzeuge der Firmenwagenflotte werden nachträglich verkauft und zurück geleast oder direkt geleast. Gerade bei einem umfangreichen Fuhrpark kannst Du so schnell mehrere 10-Tausend Euro an Liquidität generieren. Natürlich musst Du dann die monatlichen Leasingraten bezahlen, hast den Cash Flow jedoch erstmal verbessert.)
  11. Gehaltsverzicht im Management oder Urlaubsgeld später auszahlen. Das geht selbstverständlich nur, wenn Du das Management und die Vertretenden der Belegschaft oder die Mitarbeitenden selbst einbeziehst.
  12. Miete aufschieben. Eine aktuell viel diskutierte Gesetzesänderung, ist die Einschränkung des Kündigungsrecht von Vermietern auf Grund von Zahlungsrückständen der Mieter. Falls Du glaubhaft darlegen kannst, dass Du durch das Coronavirus von Einnahmeausfällen betroffen bist, ist es möglich die Mietzahlung auszusetzen. Mehr Details dazu hier direkt von der Bundesregierung. Für Dein Unternehmen solltest Du jedoch stark abwiegen, ob Du diese Option ziehst (was bewirkt der Aufschub, wen trifft die einbehaltene Miete, etc.) . Einige Unternehmen haben damit keine gute Erfahrungen gemacht und sehen, bzw. sahen sich erheblichen Druck aus Politik und Gesellschaft ausgesetzt, siehe Adidas und H&M.
  13. Sozialabgaben stunden. Wer alle Maßnahmen, wirklich alle, inklusive der oben genannten KfW-Kredite, ausgeschöpft hat, kann die Stundung der Sozialversicherungsbeitragen beantragen. Konkret bedeutet das, dass Du erst mögliche KfW-Kredite nutzen und sogar aufbrauchen musst, bevor die Stundung der Sozialabgaben möglich ist. Für die Stundung muss vor dem Stichtag der Abbuchung für den jeweiligen Monat, ein Antrag bei den für den Einzug zuständigen Stellen gestellt werden, also den Krankenkassen. Für den Antrag gibt es hier einen Vordruck der Dehoga.

Langfristige Maßnahmen

Ebenso wichtig und mit langfristiger Umsetzung sind die folgenden Maßnahmen. Falls nicht schon angegangen, solltest Du Dir überlegen sie schnellstmöglich umzusetzen, damit Du auch den kommenden Herausforderung der Globalisierung – nach Corona – gewappnet bist. Erst recht, falls die Corona-Krise – was wir alle nicht hoffen – noch länger anhält.

  1. Lean und Operative Exzellenz einführen, d. h. die Produktivität durch Maßnahmen in den direkten (weniger Aufwände pro erzielten Umsatz) und den indirekten (mehr Geld auf dem Konto) Bereichen zu steigern. Dazu gehört auch in Deinem Unternehmen Variabilität zu minimieren und die Flexibilität zu steigern. In Bezug auf Cash-Flow-Optimierungen helfen One-Piece-Flow (reduziert Lagerbestände und Fehlproduktion), TPM – Total-Productive-Maintenance (verbessert die Instandhaltung, um teure Stillstände zu vermeiden), oder Service-Level-Management, um Lagerkosten zu senken
  2. Lieferantenmanagement mit dem Fokus auf die Operative (z. B. durch Workshops mit Lieferanten zur besseren, sprich günstigeren, Zusammenarbeit und Preisgestaltung)
  3. Verbesserungen der Prozesse zur Rechnungsstellung, um Fehler in der Rechnung zu vermeiden, damit Kunden ohne (berechtigte) Diskussion und schnell zahlen
  4. Produktspezifikationen an minimale Kundenanforderungen anpassen, also Überspezifikationen vermeiden und so Over-Engineering vermeiden, z. B. durch Design-to-Cost-Maßnahmen
  5. Preiserhöhung durchsetzen, mit einem direkten Einfluss auf die Marge und somit den Cash Flow
  6. Umsatzwachstum anstreben, dabei entstehen zuerst mal Kosten, deshalb ist diese Maßnahme nur mit Verzögerung wirksam. Denkbar wäre jedoch die Kontaktaufnahme zu Mitbewerbern in stärker betroffenen Gegenden, um mit diesen über die partnerschaftliche Abwicklung von Aufträgen zu sprechen. Idealerweise mit Profiteuren auf allen Seiten: der Kunde erhält das Produkt oder die Dienstleistung, der Mitbewerber bekommt begonnene Aufträge fertig und auch anteilig in Rechnung gestellt (was sonst möglicherweise gar nicht oder mit großen Verzögerungen möglich wäre) und Dein Unternehmen profitiert vom Umsatzwachstum.

So sollte es klappen

Ich hoffe Dir helfen diese 19 Anregungen durch die Corona-Krise. Über einen Kommentar von Dir würde ich mich sehr freuen. Hast Du noch andere Ideen oder auch schon Erfahrungen mit diesen oder weiteren Maßnahmen? Ich bin gespannt.

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